Rechtschreibung und ich – (k)eine Liebesgeschichte

Wir alle tun es jeden Tag – sei es mit der Hand, auf dem Mobiltelefon oder am Laptop: schreiben. Doch da hören unsere Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die Rechtschreibung fängt hier erst an und geht offensichtlich viele Wege.

Kerstin Salvador ist Lektorin und hat zur Blogparade aufgerufen. Da ich in Sachen Rechtschreibung ein Klugscheißer bin, gebe ich natürlich gerne meinen Senf dazu. 

Meine ersten Berührungen mit dem geschriebenen Wort

Ich muss in etwa vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, da nervte ich meine Mutter so lange, bis sie mir das Alphabet beibrachte. Wie ich schreiben gelernt habe, daran erinnere ich mich aber nicht. Es war auf jeden Fall im Kindergartenalter, denn eines Tages malte ich ein Bild, auf das ich „für Renate“ schrieb (der Name meiner Mutter). An diesem Tag lernte ich, dass ein gutes Kind in der DDR alles zu seiner Zeit lernt – und Schreiben war mir in meinem Alter von Staats wegen nicht vergönnt. Ich malte also einen hässlichen roten Kasten über meine Widmung.

Die erste Klasse der Grundschule war in Sachen Schreiben und Lesen lernen dann auch keine Herausforderung für mich, wobei der Schreibschriftzwang mich ziemlich genervt hat. Ich führte also alle Aufgaben so aus, wie mir geheißen…um anschließend meiner Mutter das Fernsehprogramm vorzulesen.

Liebesbriefe?

Diktate bereiteten mir nie Probleme, ich schrieb sie fast immer fehlerfrei oder mit nur wenigen Fehlern. Das nötigte meine Lehrerin einmal dazu, vor der ganzen Klasse zu verkünden, dass meine Liebesbriefe später einmal fehlerfrei geschrieben sind. War mir das peinlich! Und der Rest der Klasse war genervt davon, dass ich wiedermal als Beste abgeschnitten hatte. Man muss bedenken, dass das kurz nach der Wende war, ich als Ostkind im Westen in die Schule kam und dann auch noch die Klassenbeste war. Wenn meine Mitschüler genervt waren, woher mögen sie das gehabt haben?

Liebesbrief

Soweit ich mich an meine Schulzeit erinnere, konnte ich mir immer einer Sache sicher sein: Der Fehlerquotient, der im Laufe meiner Schulzeit eingeführt wurde, würde mir nie die Note einer Klassenarbeit verhageln. Selbst in Englisch war ich so gut, dass meine Lehrerin mir für den Fehlerquotienten die Note 0 geben „musste“, weil über einen ganzen Aufsatz nur drei Fehler zu finden waren und das weit unter der Grenze lag, für die es noch eine 1 gegeben hätte.

Was hat das alles mit dem Heute zu tun?

Das ist ganz einfach: Rechtschreibung war für mich immer etwas, das in seiner Struktur feststand, nur wenige Ausnahmen hatte, nach dem ich mich richten konnte. Natürlich gibt es auch heute noch Wörter, deren korrekte Rechtschreibung ich nicht auf Anhieb kenne. Aber ich habe ein Gefühl dafür, wie sie aussehen könnte und schaue im Duden nach, ob es stimmt. 

Ich schreibe heute meist am Mobiltelefon oder meinem Laptop. Wenn ich da Schreibfehler finde, dann sind es eher Tippfehler, weil ich zum Beispiel das „i“ und „e“ in einem Wort vertausche. Das liegt dann aber eher an meiner Art zu tippen.

Und ja, ich muss es zugeben: Wenn ich einen Text mit extrem vielen Rechtschreibfehlern vor mir habe, dann verliere ich dadurch die Lust daran, ihn zu lesen, und empfinde ihn als unprofessionell. Ich empfinde eine tiefe Freude darin, Texte mit korrekter Rechtschreibung zu verfassen. Ich sehe Tipp- bzw. Rechtschreibfehler in Texten sofort, ohne dass ich schon weiß, was genau falsch ist (mit der Kommasetzung geht es mir übrigens genauso).

Mein Fazit

Der Duden schreibt: Bis in das 18. Jahrhundert wurden „[v]on den Grammatikern […] zwei konkurrierende Prinzipien beworben:

  1. Phonetischer Grundsatz: „Schreibe, wie du sprichst.“ […]
  2. Historisch-etymologisches Prinzip: Die Schreibung soll die Wortgeschichte berücksichtigen.[…]“

Die „Uneinheitlichkeit in der Schreibung“ wurde ab der Reichsgründung als „ernsthafte Behinderung empfunden“.*

Ich stimme dieser Auffassung zu. Schriebe jeder, wie er wollte, müssten wir bei jedem Text mindestens zwei Mal nachlesen, bis der Inhalt sich uns erschließen könnte. Es gibt ja nicht nur Abweichungen in der Schreibung, viele Wörter bekommen gleich einen ganz anderen Sinn, wenn man sie falsch schreibt, z. B. seit/seid, Weg/weg, das/dass.

Motto

Nein danke – ich halte mich gerne an die Rechtschreibung, mich interessiert der Ursprung des Wortes, es ist leicht für mich, Worte voneinander abzuleiten, und ich mag die Eselsbrücken, die sich dadurch auftun. Wer „nämlich“ mit „h“ schreibt, ist dämlich!

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