Rechtschreibung und ich – (k)eine Liebesgeschichte

Rechtschreibung

Wir alle tun es jeden Tag – sei es mit der Hand, auf dem Mobiltelefon oder am Laptop: schreiben. Doch da hören unsere Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die Rechtschreibung fängt hier erst an und geht offensichtlich viele Wege.

Kerstin Salvador ist Lektorin und hat zur Blogparade aufgerufen. Da ich in Sachen Rechtschreibung ein Klugscheißer bin, gebe ich natürlich gerne meinen Senf dazu. 

Meine ersten Berührungen mit dem geschriebenen Wort

Ich muss in etwa vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, da nervte ich meine Mutter so lange, bis sie mir das Alphabet beibrachte. Wie ich schreiben gelernt habe, daran erinnere ich mich aber nicht. Es war auf jeden Fall im Kindergartenalter, denn eines Tages malte ich ein Bild, auf das ich „für Renate“ schrieb (der Name meiner Mutter). An diesem Tag lernte ich, dass ein gutes Kind in der DDR alles zu seiner Zeit lernt – und Schreiben war mir in meinem Alter von Staats wegen nicht vergönnt. Ich malte also einen hässlichen roten Kasten über meine Widmung.

Die erste Klasse der Grundschule war in Sachen Schreiben und Lesen lernen dann auch keine Herausforderung für mich, wobei der Schreibschriftzwang mich ziemlich genervt hat. Ich führte also alle Aufgaben so aus, wie mir geheißen…um anschließend meiner Mutter das Fernsehprogramm vorzulesen.

Liebesbriefe?

Diktate bereiteten mir nie Probleme, ich schrieb sie fast immer fehlerfrei oder mit nur wenigen Fehlern. Das nötigte meine Lehrerin einmal dazu, vor der ganzen Klasse zu verkünden, dass meine Liebesbriefe später einmal fehlerfrei geschrieben sind. War mir das peinlich! Und der Rest der Klasse war genervt davon, dass ich wiedermal als Beste abgeschnitten hatte. Man muss bedenken, dass das kurz nach der Wende war, ich als Ostkind im Westen in die Schule kam und dann auch noch die Klassenbeste war. Wenn meine Mitschüler genervt waren, woher mögen sie das gehabt haben?

Liebesbrief

Soweit ich mich an meine Schulzeit erinnere, konnte ich mir immer einer Sache sicher sein: Der Fehlerquotient, der im Laufe meiner Schulzeit eingeführt wurde, würde mir nie die Note einer Klassenarbeit verhageln. Selbst in Englisch war ich so gut, dass meine Lehrerin mir für den Fehlerquotienten die Note 0 geben „musste“, weil über einen ganzen Aufsatz nur drei Fehler zu finden waren und das weit unter der Grenze lag, für die es noch eine 1 gegeben hätte.

Was hat das alles mit dem Heute zu tun?

Das ist ganz einfach: Rechtschreibung war für mich immer etwas, das in seiner Struktur feststand, nur wenige Ausnahmen hatte, nach dem ich mich richten konnte. Natürlich gibt es auch heute noch Wörter, deren korrekte Rechtschreibung ich nicht auf Anhieb kenne. Aber ich habe ein Gefühl dafür, wie sie aussehen könnte und schaue im Duden nach, ob es stimmt. 

Ich schreibe heute meist am Mobiltelefon oder meinem Laptop. Wenn ich da Schreibfehler finde, dann sind es eher Tippfehler, weil ich zum Beispiel das „i“ und „e“ in einem Wort vertausche. Das liegt dann aber eher an meiner Art zu tippen.

Und ja, ich muss es zugeben: Wenn ich einen Text mit extrem vielen Rechtschreibfehlern vor mir habe, dann verliere ich dadurch die Lust daran, ihn zu lesen, und empfinde ihn als unprofessionell. Ich empfinde eine tiefe Freude darin, Texte mit korrekter Rechtschreibung zu verfassen. Ich sehe Tipp- bzw. Rechtschreibfehler in Texten sofort, ohne dass ich schon weiß, was genau falsch ist (mit der Kommasetzung geht es mir übrigens genauso).

Mein Fazit

Der Duden schreibt: Bis in das 18. Jahrhundert wurden „[v]on den Grammatikern […] zwei konkurrierende Prinzipien beworben:

  1. Phonetischer Grundsatz: „Schreibe, wie du sprichst.“ […]
  2. Historisch-etymologisches Prinzip: Die Schreibung soll die Wortgeschichte berücksichtigen.[…]“

Die „Uneinheitlichkeit in der Schreibung“ wurde ab der Reichsgründung als „ernsthafte Behinderung empfunden“.*

Ich stimme dieser Auffassung zu. Schriebe jeder, wie er wollte, müssten wir bei jedem Text mindestens zwei Mal nachlesen, bis der Inhalt sich uns erschließen könnte. Es gibt ja nicht nur Abweichungen in der Schreibung, viele Wörter bekommen gleich einen ganz anderen Sinn, wenn man sie falsch schreibt, z. B. seit/seid, Weg/weg, das/dass.

Motto

Nein danke – ich halte mich gerne an die Rechtschreibung, mich interessiert der Ursprung des Wortes, es ist leicht für mich, Worte voneinander abzuleiten, und ich mag die Eselsbrücken, die sich dadurch auftun. Wer „nämlich“ mit „h“ schreibt, ist dämlich!

1 Million Euro: Das würde ich damit tun

Frankfurt

Nadine ist ein ganz besonderer Mensch. Zum Einen ist sie Mrs. Coasting to FIRE und klärt uns in ihrem Blog darüber auf, was sich hinter Coast FIRE verbirgt und wie man es erreicht (wenn man möchte). Zum Anderen ist sie eine sehr gute Freundin von mir, die ich durch unsere gemeinsame Leidenschaft, das Salsa Tanzen, kennengelernt habe. Das Tolle daran ist, dass wir es problemlos schaffen, zwischen diesen beiden Welten zu wechseln. Noch toller ist, dass sie mich an die Themen „Finanzielle Freiheit“ und „Langfristige Geldanlage“ herangeführt hat, ich dank ihr Aktionärin bin und somit auf direktem Weg zu meiner Million.

In ihrer Blogparade geht es glücklicherweise aber nicht darum, wie ich zu einer Million Euro komme, denn darin bin ich mangels Million keine Expertin. Es geht darum, was ich damit machen würde, wenn ich sie denn hätte. Wie ich dazu komme, zählt also nicht, und ich stelle mir vor, jemand schenkt sie mir aus reiner Nächstenliebe. Hier stehe ich also, vor der Aufgabe meines Lebens, und muss Entscheidungen treffen, denn: liegen lassen ist keine Option, das habe ich gelernt. Bei einer durchschnittlichen Inflation von 2,6%* verliert die Million bereits im ersten Jahr 26.000 Euro!

Erstmal aufräumen

Da ich ein verantwortungsbewusster Mensch bin, tilge ich zuallererst meinen Studienkredit. Der war leider nötig und verlangt noch knapp 8.000 EUR Rückzahlung. Überschaubar und deutlich besser, als die und 18 weitere Tausend Euro der Inflation zum Fraß vorzuwerfen. Mir bleiben also

1.000.000 EUR – 8.000 EUR = 992.000 EUR

Wohntraum Berlin

Ich habe einen Traum, den ich, seit ich in Berlin lebe, als unrealistisch abgetan habe: Ich möchte eine Wohnung in Berlin mit den folgenden Eckpunkten mein Eigen nennen:

  • 3,5 Zimmer
  • Altbau
  • saniert
  • Dielen
  • Stuck
  • freistehende Badewanne
  • große Terrasse oder Balkon nach Südwesten und weg von der Straße
Altbau Berlin

Mit den mir verbleibenden 992.000 Euro könnte sich dieser Traum erfüllen. Ich müsste nur knappe 700.000 Euro davon hinblättern und könnte dem Gründerzeitflair erliegen. Sinnvoller erscheint mir aber, diesen Traum zu mieten, denn selbst mit einer Miete von 2.000 Euro pro Monat kann ich 350 Monate in dieser Wohnung wohnen, bevor ich die 700.000 Euro geknackt habe. Das sind knapp 30 Jahre. Ich plane also für das erste Jahr großzügige 36.000 Euro ein, die Mieten in Berlin sind derzeit ja exorbitant:

992.000 EUR – 36.000 EUR = 956.000 EUR

Noch ein Traum

Ich bin in meinem Leben zwar schon verreist, aber ich habe noch lange nicht alles gesehen, was ich sehen möchte. Mein letzter Urlaub war eine Woche Gardasee, Norditalien. Und was soll ich sagen – ich war hin und weg von dieser schönen Gegend! Mehr von Italien kenne ich bisher nicht. Aber mir wurde versichert, dass es sich lohnt, dieses Land zu bereisen. Und da mein Hund gebürtige Italienerin ist, sollte ihr das nun Folgende zupasskommen: Ich packe meine Sachen und entfliehe dem Berliner Winter für eine Saison. Nichts gegen den Winter, aber er bietet das Vorhaben geradezu an, denn zu heiß mag ich es ja auch nicht, und in Italien ist es zu der Zeit noch angenehm warm. Ella und ich ziehen also für ein paar Monate nach Italien. Wir starten im Norden und arbeiten uns Stück für Stück gen Süden. Tagsüber arbeite ich so viel, wie die Auftragslage verlangt. An den Nachmittagen und Wochenenden erkunden wir das Land. Vielleicht lerne ich ja doch noch Italienisch…

Wie viel Geld müsste ich für das Vorhaben einplanen? Ich brauche Geld für die Unterkünfte, die Fahrten zum nächsten Ort. Ich werde in jeder großen italienischen Stadt alles besichtigen, was es gibt, Opern und Konzerte besuchen, Museen erkunden und Ella für die Unternehmungen in Obhut geben, bei denen ich sie nicht mitnehmen kann. Wenn ich mich als Housesitter anbiete, kann ich Mietkosten sparen. Ein Auto brauche ich höchstens für die Reise zum nächsten Ort. Ich rechne mit monatlich 3.500 Euro großzügig und bleibe fünf Monate, macht

956.000 EUR – 17.500 EUR = 938.500 EUR

Etwas zurückgeben

Wo ich schon in Italien bin und das Pelztier an meiner Seite aus dem hiesigen Tierschutz stammt, wäre es schändlich, würde ich mich nicht mit dem, was ich bieten kann, einbringen. In Deutschland lebt es sich als Tier tatsächlich auch in einem Tierheim um Welten besser als südlich von uns. Das Problem ist, dass zu viele Straßenhunde und Hofhunde in Italien nicht kastriert sind und sich somit vermehren. Zusätzlich werden alte und kranke Hunde häufig ausgesetzt und sich selbst überlassen. Auf die Herausforderungen, die ein Straßenhund in Italien täglich meistern muss, möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Auch in den dortigen Tierheimen finden die Tiere keine Ruhe. Alle retten kann ich nicht, alle aufnehmen leider auch nicht. Aber ich kann mit finanziellen Mitteln dafür sorgen, dass großflächig Kastrationen durchgeführt werden, um so weitere Straßenhunde zu vermeiden. Ich kann mir ein Tierheim suchen, in dem die Versorgung der Hunde mit finanziellen Mitteln verbessert werden kann. Und ich kann dafür sorgen, dass die Qualität der Versorgung überprüft wird. Für dieses Vorhaben würde ich mein verbleibendes Vermögen auf 600.000 Euro reduzieren, also

938.500 EUR – 338.500 EUR = 600.000 EUR

Investieren

Jetzt habe ich also noch immer mehr als eine halbe Million Euro. Weitere Ausgaben sehe ich nicht, denn eines steht für mich fest: Ich lege mich nicht auf die faule Haut, sondern arbeite weiterhin als virtuelle Assistentin. Und das lässt mich die 600.000 Euro komplett anlegen. Ich muss gestehen, ich bin keine Expertin in Sachen Geldanlage. Daher würde ich auf Nummer Sicher gehen und in einen ETF investieren.

Der Vanguard FTSE All World in der ausschüttenden Variante hat laut justetf.com per heute (27.10.2022) eine Ausschüttungsrendite von 2,09%**. Gäbe ich also die gesamten 600.000 Euro in diesen ETF, brächte mir das im ersten Jahr 12.540 Euro ein. Nach Abzug der Kapitalertragssteuer bleiben davon immerhin noch rund 9.400 Euro, die ich reinvestieren kann, und die somit weiter für mich arbeiten, ohne dass von den investierten 600.000 Euro auch nur ein Euro weggekommen ist. Das macht im zweiten Jahr rund 9.600 Euro, im dritten rund 9.700 Euro.

Weiterleben

Würde ich diesem Plan folgen, so bräuchte ich die Rendite nicht, um meine Arbeitszeit zu reduzieren. Ich würde an meinem Alltag nichts ändern und alle laufenden Kosten und Wünsche von meinen Einnahmen aus der Selbstständigkeit begleichen. Ich würde das Geld tatsächlich als Polster ansehen, welches mir im Alter zur Verfügung steht. Bis dahin sind es noch ein paar Jahre, bis dahin arbeitet der Zinseszinseffekt für mich, sodass ich die Rendite in ferner Zukunft als weitere Einkommensquelle nutzen kann.

*Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4917/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-seit-1948/

**Quelle: https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?query=vanguard&groupField=index&distributionPolicy=distributionPolicy-distributing&from=search&isin=IE00B3RBWM25#dividends

Wer bin ich ohne meine Dinge?

Dinge

Bloggerin Uli Pauer aus Wien ist Expertin in Sachen Minimalismus. Jüngst hat sie zur Blogparade die Frage aufgeworfen: „Wer bist du ohne deine Dinge?“ Ich fühle mich angesprochen, also gehe ich einmal in mich hinein.

Gehortet wird nicht

Ich bin heute 37 Jahre alt. Während meines Lebens habe ich in 17 Wohnungen gewohnt – meine aktuelle eingeschlossen. Und seit dem zweiten Umzug, als ich sechs Jahre alt war, war ich immer in die Umzüge eingebunden – ich musste meine Sachen packen, Kisten tragen. Und vor allem musste ich: ausmisten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals eines meiner gemalten Bilder an der Wand hing. Das mag an meinen fehlenden künstlerischen Fähigkeiten gelegen haben. Aber es war auch Ausdruck eines essenziellen Grundsatzes meiner Eltern: Gehortet wird nicht. 

Als ich nach Berlin zog, tat ich das unter dem Motto: Es zieht sich besser um mit leichtem Gepäck. Ich verkaufte alle Möbel bis auf eine Liege, die ich aus Kindertagen habe, und von der ich mich noch immer nicht trennen kann. Meinen Kleiderschrank habe ich ausgemistet und sage und schreibe drei IKEA-Tüten voll mit Klamotten an eine gemeinnützige Einrichtung gespendet. CDs, DVDs und Bücher hatte ich bereits ein Jahr vorher großzügig ausgemistet und in einer Kiste an der nächsten Straßenecke abgestellt. Meine Küchen waren immer relativ klein, es bot sich also nie die Gelegenheit zum übermäßigen Horten von Küchenutensilien.

Bücher Bücher Bücher

Weil ich das Ausmisten so intensiv verinnerlicht habe, überkommt es mich auch heute noch regelmäßig, dass ich mich durch das Regal in meinem Wohnzimmer arbeite und Dinge ausmiste, die ich loslassen kann. Sämtliche Bücher, CDs und DVDs, sogar Spiele, die ich nicht mehr benötige, gebe ich in meinem Lieblingsladen nicht weit von mir ab. Dort werden die Medien, die gespendet werden, für einen kleinen Betrag weiter verkauft, sodass sie einem zweiten, dritten, vierten Leben zugeführt werden können. Dort versorge ich mich auch regelmäßig mit Büchern, die ich lesen möchte. Tatsächlich kann ich mich von einigen Büchern nicht trennen, aber den Luxus gönne ich mir.

Bücherregal

Mit meiner Kleidung verhält es sich so, dass ich gut ausgestattet bin und ich keinen akuten Bedarf an Neuem habe. Wahnsinnig viel Ablagefläche habe ich nicht. Aber auch hier gibt es Stücke, die ich nicht loslassen möchte: Ich habe ein Faible für Hard Rock Café-Shirts und Bandshirts, deren Konzerte ich besuche. Also auch hier wird man keinen Minimalismus antreffen.

Mein Fazit

Was bedeutet das nun für die Frage, was ich ohne meine Dinge bin? Ich sehe es so: Es gibt Dinge, die ausdrücken, wer ich bin. Es gibt sicherlich Dinge, auf die ich verzichten kann. Die werde ich beim nächsten Ausmisten identifizieren und gehen lassen. Aber ein gewisses Maß an Besitz gestehe ich mir zu, weil es in meiner Wohnung das ausdrückt, was mir am wichtigsten ist: Dass ich darin lebe.

„Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst du, oh Mensch, sei Sünde…

Ella

...Doch mein Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde." - Ich war nicht anwesend, als Franz von Assisi diesen Spruch aufsagte, aber er soll mir als Einleitung in den nun folgenden Beitrag dienen: Wie ich auf den Hund kam.

Corona macht es möglich

Es ist schon lustig, wie schnell einschneidende Ereignisse eine völlig neue Zeitrechnung hervorbringen. Es ist das erste Coronajahr – 2020 – und wir haben alle gelernt, dass ein Großteil der Arbeitnehmer problemlos im Home Office sitzen und trotzdem seinen Job machen kann. Dass das nicht für alle Arbeitnehmer gilt, soll hier nicht das Thema sein.

Bestand mein Job schon vorher aus der reinen Tätigkeit am Laptop und war es somit egal, wo ich saß – Hauptsache, Strom und Internet waren vorhanden -, war auch ich nun gezwungen, meinen Beruf aus dem Home Office auszuüben. Dienstreisen, die mich bis dahin alle zwei Wochen für drei Tage ans andere Ende der Republik verschlugen (ich grüße hiermit das wunderschöne Saarland!), fielen flach. Und in dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, über einen lange gehegten aber nie realisierten Wunsch zu grübeln – ich möchte einen Hund!

Conny

In meiner frühen Kindheit, auf dem Dorf in der ehemaligen DDR, hatten wir viele Tiere: Enten, Hühner, Hasen, ein Pony und einen Hund – Conny. Sie war ein Schäferhund und der liebste und gehorsamste Hund. Die Nachbarn mögen das anders sehen, denn sie ist gerne ausgebüchst und durch die Nachbarschaft gestreunt. Ich meine mich erinnern zu können, dass sie ihren Jagdtrieb zum Leidwesen der Nachbarstiere nicht abgelegt und dem ein oder anderen Hasen oder Huhn erfolgreich nachgestellt hat. Aber sie war unser Familienmitglied.

Als wir den Ort verließen, mussten wir alle Tiere hinter uns lassen – auch Pony Trixie und Hund Conny. Darüber bin ich wohl nie hinweggekommen. Mein Vater versichert mir, dass es Trixie gut ging, wo sie landete. Das kann man über Conny leider nicht sagen. Sie verblieb bei unserem damaligen Vermieter, der sie in einem viel zu kleinen Zwinger hielt und sie auch sonst nicht sehr gut behandelte. Wir haben sie nach ein paar Jahren besucht, und meine Eltern und ich waren geschockt und aufgelöst. Am liebsten hätte ich den Hund eingepackt und mitgenommen, sie konnte sich noch an uns erinnern und hatte sich unheimlich über unseren Besuch gefreut. Aber wir mussten sie auch diesmal zurücklassen. Danach haben wir Conny nicht wiedergesehen.

Falsche Zeit - falscher Ort

Bereits zum Ende meines Studiums habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen Hund anzuschaffen. Doch wie es immer bei mir ist: Wenn es sich nicht richtig anfühlt, ist es nicht der richtige Zeitpunkt für mich. Auch später, als ich schon in Berlin lebte und eine Führung durch das hiesige Tierheim machte, habe ich nicht die halbe Besetzung mit nach Hause genommen. Das war schon schwieriger, aber es blieb dabei: kein Hund für Janine.

Es formt sich langsam

Kommen wir zurück ins Jahr 2020. Corona hat die Welt im Griff, der Lockdown lässt uns zu Hause sitzen und zeigt uns, dass eine Anwesenheit im Büro oder beim Kunden nicht zwingend notwendig ist. Und dies eben lässt meine Erinnerungen, so schmerzlich sie auch sein mögen, wieder hochkommen und den Wunsch in mir präsenter werden, einen Hund in mein Leben ziehen zu lassen. Nachdem ich mir in der Frage „Adoptieren oder Züchter?“ schnell meine Meinung pro Adoption eines Hundes gebildet hatte, ging ich auf die Suche. Und ich kann sagen, dass das garnicht so einfach war!

Es gibt viele wundervolle Vereine, die sich um den Tierschutz kümmern. An erster Stelle für mich steht da natürlich das Berliner Tierheim. Leider wurde ich dort nicht fündig, denn ein Hund für Menschen ohne Hundeerfahrung war zu der Zeit nicht in der Vermittlung. Auch in den Tierheimen der brandenburgischen Umgebung wurde ich nicht fündig. Als nächstes suchte ich das Netz nach Tierschutzorganisationen ab, die Tiere aus dem Ausland nach Deutschland holen – Straßenhunde und solche aus dortigen Tierheimen. Mir war wichtig, dass ich dem Hund und seinen Bedürfnissen gerecht werden kann. Ich suchte also nach einem Hund mittlerer Größe (etwa 30 bis 40 cm Stockmaß), den ich im Notfall tragen kann (ich habe herausgefunden, dass das in etwa 16 kg sind), der verträglich mit anderen Hunden ist und ein gutes Mittelmaß an Faulheit und Aktivität braucht. Ich durfte lernen, dass Hunde ohnehin – je nach Alter – etwa 20 Stunden pro Tag schlafen oder ruhen.

Derweil in Italien

Es besteht ein Unterschied darin, Dinge tun zu wollen und sie dann tatsächlich durchzuziehen. Ich habe Abende im Internet verbracht und nach Hunden Ausschau gehalten, die zu mir, zu denen ich passen könnte. Ein Hund, für den ich mich interessierte, war bereits vergeben. Und dann sah ich da ein strubbeliges Wesen, das auf den Namen Biondina getauft wurde – aus offensichtlichen Gründen. Sie kam von der Straße. Wie lange sie dort lebte, das weiß ich nicht. Lieb und unterwürfig soll sie sein, verträglich mit anderen Hunden, kastriert, gechippt.

Biondina
Ella stellt sich vor

Es passiert tatsächlich

Ich schrieb den Verein Fortuna Animali an und bekundete mein Interesse an der Hündin. Ein paar Tage später machte ich einen Termin zur Vorkontrolle aus. Ist meine Wohnung hundetauglich? Wäre ich bereit, einen Trainer zu Rate zu ziehen, wenn ich Hilfe bräuchte? Mache ich überhaupt einen fähigen Eindruck? Alle Fragen wurden mit „Ja“ beantwortet, denn mir wurde direkt gesagt, dass einer Adoption nichts im Wege stünde. Nach weiteren Wochen mit Abstimmungen mit dem Tierschutzverein und einer verschobenen Ausreise von Biondina war der 14.11.2020 dann endlich der Tag, an dem ich sie würde abholen können. Nach 24 Stunden Fahrt mit regelmäßigen Pausen kam sie an. Ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben, sie war panisch. Und sie wollte direkt flüchten, als sie aus dem Transporter geholt wurde.

Ella - Aller Anfang ist schwer

Biondina mochte ich nicht besonders – Blondine, Blondie. Als feststand, dass ich sie adoptieren würde, wählte ich recht schnell den Namen Ella. Auf der Fahrt nach Hause saß ich auf der Rückbank im Auto neben ihr. Irgendwie haben wir sie aus dem Auto in meine Wohnung gebracht, obwohl sie das überhaupt nicht wollte. Klar – bisher bedeutete jeder Transport ein unbekanntes Ziel mit unbekannten Menschen und potenzieller Gefahr. Aber wie mir prophezeit wurde: Die Couch finden Hunde ganz schnell.

Dort verbrachte Ella dann den restlichen Abend, den nächsten Tag…die ganze Zeit. Ich wusste, sie würde nicht gleich stubenrein sein und hatte Wickelunterlagen besorgt. Aber dass ich sie nun überhaupt nicht aus dem Haus bekommen würde oder nur, wenn ich sie trug, das hatte ich nicht geahnt. Draußen hat sie sich nicht bewegt, saß in einer Ecke des Vorgartens und war völlig verkrampft. Nach einer Woche, in der es so ging und sie nur nachts etwas aß und trank und sich auch nur dann erleichterte, schrieb ich eine Hundetrainerin an, ob sie mir helfen könne. Glücklicherweise hat sie sich Zeit nehmen können für mich. Nach 14 Tagen, die Ella bei mir war, übten wir alles rund ums Gassi gehen – also von der Couch runter, Geschirr an, Leine an, aus der Wohnung, durch das Treppenhaus, raus auf die Straße und dann eine Runde laufen. Es würde ein paar Tage dauern, bis es klappt, sagte die Trainerin.

Ella auf dem...
...Tempelhofer...
Tempelhofer Feld
...Feld

Meilensteine

Es klappte direkt am selben Abend. Und seitdem hat Ella einen Meilenstein nach dem anderen erreicht. Ella lernte, mir zu vertrauen. Ella lernte, dass eine Autofahrt immer mit mir zusammen stattfindet und sie abends immer wieder zuhause ankommt. Ella wurde Bürohund…Ella kam also endlich an. Wir sind ein Team geworden. Ich lerne jeden Tag dazu, was es heißt, die Führung zu übernehmen und trotzdem Raum zu lassen. Ella stellt sich mal mehr und mal weniger mutig neuen Aufgaben und Situationen, wir haben beide noch viel zu lernen. Doch sie hat viele Menschen um sich, die sie liebt. Dort kann ich sie auch mal übernachten lassen („Darf ich mir Ella für ein paar Tage ausleihen?“), und immer wieder hören wir diesen Satz: „Hat sie aber schöne Augen!“ So ist sie – meine Ella.

am Gardasee in Torbole
Ville del Monte
am Tennosee
hoch oben auf dem Monte Baldo
Warnemünde Strand
Hauptstadthund

Wie ich wurde, wer ich bin

4

In meinem Leben ist viel passiert. Die wichtigsten Stationen habe ich hier zusammengefasst.

Kindheit in der DDR

Als Jahrgang 1984 habe ich gerade noch so die letzten Jahre der DDR erlebt, den politischen Umbruch aber nie wahrgenommen. Nachdem meine Eltern mich adoptiert hatten, zogen sie mit mir in ein kleines Dorf in Brandenburg. Dort lebte ich eine Bullerbü-Kindheit mit Hasen, Enten, Hühnern, Schäferhund Conny und Trixie, unserem Pony. Wir Kinder im Dorf waren ständig zusammen draußen, kletterten auf Bäume und erkundeten die Umwelt; ich sah etwa alle fünf Minuten nach, ob die Hühner neue Eier gelegt hatten (hatten sie natürlich nicht). Vermutlich habe ich daher mein gutes Immunsystem.

Der Ruf des Westens

„Janine, die DDR gibt es nicht mehr.“

(mein Vater)

Ein Blick aus dem Fenster und die Gewissheit, dass alles noch so aussieht wie am Vortag, brachten mich zu der Erkenntnis, dass dies keine große Neuigkeit war. Ich konnte nicht weiter daneben liegen, denn am 23.12.1990 – ich war seit zwei Tagen sechs Jahre alt – waren die nötigsten Sachen in einen Hänger verladen, und wir zogen weg. Der Weihnachtstag fand in einem fast leeren Wohnzimmer am anderen Ende der Republik in einem nicht mehr ganz so kleinen Ort in Rheinland-Pfalz statt.

Zäsur

Wenn man Dinge auflistet, die eine normale Kindheit ausmachen, zumindest Anfang der 1990er Jahre, dann konnte ich schon sehr viel davon abhaken. Aber als ich acht war, stellten die Ärzte bei meiner Mutter den Ausbruch einer Erbkrankheit fest, die sie unter Kurzatmigkeit und allgemein nur wenig bis keiner körperlicher Belastbarkeit leiden ließ. Einzig eine Organspende könne sie retten. Die Operation überlebte sie um eine Woche, dann starb sie an einer Lungenembolie.

Abitur - und dann?

Im Jahre 2004 bestand ich mein Abitur. Ich sorgte mich zu diesem Zeitpunkt schon weitestgehend um mich selbst und hatte aufgrund des Ratschlages einer Bekannten nach einem Ausbildungsplatz gesucht, denn ein Studium hätte ich mir nicht leisten können. So kam es, dass ich zwei weitere Schuljahre später den Titel der Bürokauffrau erworben hatte und von meinem Ausbildungsbetrieb auch direkt übernommen wurde. Für die kommenden vier Jahre sollte ich dort bleiben und mich um Kfz-Versicherungen kümmern – im Kundenkontakt am Telefon und in der Betreuung der Agenturen, also der Autohäuser, bei denen die Kunden ihr Auto und dazu gleich die Versicherung erwarben. Telefonieren gehört bis heute definitiv nicht zu meinen Leidenschaften.

Hallo Goethe Uni!

Nach besagten vier Jahren und während einer Therapie, in der ich den Verlust meiner Mutter verarbeiten lernte, gestand ich mir ein, dass mich mein Job gelinde gesagt kreuzunglücklich macht. Und wie es so ist bei mir – wenn ich merke, ich muss etwas ändern, dann hält es mich kaum noch auf dem Hocker. Und so organisierte ich mir ein Leben als Studierende an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main – mit Soziologie im Hauptfach und zunächst Skandinavistik im Nebenfach. Jag talar lite svenska! Men jag har glömt för mycket. Zum dritten Semester wechselte ich zur Pädagogik im Nebenfach. Nach zwischenzeitlichen Zweifeln, ob ich das Studium finanziell durchstehen würde und unendlicher Zeit im Bachelor, den ich offiziell in Vollzeit, faktisch aber in Teilzeit studierte, um mir meinen Unterhalt zu verdienen, konnte ich im Frühjahr 2016 mein Bachelorzeugnis in der Hand halten.

Und was kann ich jetzt alles?

Ich habe während der zweiten Hälfte des Studiums als Projektassistentin in Teilzeit an der Frankfurt University of Applied Sciences gearbeitet und mir dort meine Ausbildung zur Bürokauffrau zu Nutze machen und darauf aufbauen können. Neben allgemeinen Aufgaben wie Sitzungen vorbereiten, Namensschilder drucken, ja, auch Kaffee kochen und Ordnung in den Projektbüros halten, führte ich Protokolle bei der Steuerungsgruppe, koordinierte Besuche von Vertretern und Vertreterinnen anderer Hochschulen, organisierte für anstehende Schulungen entsprechende Räume, ließ die Schulungsunterlagen drucken, prüfte Rechnungen und behielt die Projektkosten im Blick.

Zurück in die Heimat

Naja, nicht ganz – es wurde Berlin. Ich konnte mich dieser Stadt irgendwann nicht mehr entziehen und beschloss, nicht die ewige Touristin sein sondern dazugehören zu wollen! Meine Cousine wohnt schon ewig in Berlin, sie gab mir dann für die Wohnungssuche die wichtigen Tipps.

„Nein, da wollen wir nicht wohnen.“

„Nein, der Wedding ist nicht im Kommen.“

„Charlottenburg. Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz – da ist schön.“

(meine Cousine)

Was soll ich sagen – sie hatte Recht. Meinem Projektleiter an der FRA UAS teilte ich meine Umzugspläne direkt mit, als ich sie fasste. Auf seine Frage, ob ich denn „in der Branche“ bleiben wolle, antwortete ich mit „Ja.“ Und so kam es, dass er mich an einen Projektpartner empfahl, der mein zukünftiger Arbeitgeber werden sollte.

IT-Projekte als Soziologin

Mein Bachelorzeugnis war noch nicht per Post angekommen, da saß ich bereits an meinem neuen Arbeitsplatz im schönen Wilmersdorf unweit des Ku’Damm. Mein erstes Projekt führte mich direkt in die Untiefen des Customizings, und so lernte ich, Datenbank- und Mappingtabellen zu pflegen. Darüber hinaus schrieb ich die Entwicklungsaufgaben im Team Foundation Server und erstellte gleichzeitig die entsprechenden Testfälle dazu. Da das Projekt agil geführt wurde, kam ich direkt mit Scrum in seiner reinsten Form in Berührung. Zusätzlich betreute ich am Ende eines jeden Releases die Abnahmetests.

Jetzt macht sie auch noch SAP

Nach gut zwei Jahren in diesem Projekt wechselte ich und befand mich nun mitten im Kerngeschäft meiner Firma – SAP als Lösung für Hochschul- und Universitätsverwaltung. Meinen Einstieg machte ich im Teilprojekt Studierendenverwaltung an der TU Berlin und lernte sämtliche Prozesse darin kennen – Immatrikulation, Beurlaubung, Wechsel von Voll- auf Teilzeitstudium und zurück, Exmatrikulation. Ich lernte auch, dass jede Universität und Hochschule diese Prozesse anders lebt und somit kein Teilprojekt Studierendenverwaltung dem anderen gleicht. Das gilt auch für Bewerbung und Zulassung, welche im Gemeinschaftsprojekt der saarländischen Hochschulen und der Universität des Saarlandes als erste umgesetzt wurden.

Workshops, Schulungen, Tests

Meine Rolle als stellvertretende Teilprojektleiterin beinhaltete hauptsächlich die Koordination der anstehenden Aufgaben, die Konzeption der beiden Prozessdomänen in Zusammenarbeit mit dem Kunden, die Klärung offener Fragen, die Erstellung von Change Requests. Zudem habe ich mich um die Prozessdarstellungen gekümmert, mit den Entwicklern die Entwicklungsaufgaben besprochen, Anwendungshandbücher und Anleitungen geschrieben, teilweise kurze Videos aufgezeichnet, Schulungsmaterialien erstellt, Multiplikatorenschulungen gehalten, Testfallkataloge und Testfälle geschrieben. Abseits vom Projektgeschehen habe ich mich um die Reisekostenabrechnungen aller Kollegen und unsere Einsatzberichte gekümmert.

Was dann geschah

Bereits einige Zeit merkte ich, dass ich auf der Stelle trete und nicht weiterkomme, vielleicht auch keine Chancen erhalte, weiterzukommen. Als der Moment kam, in dem ich merkte, dass ich etwas ändern muss, beschloss ich, meine Kündigung einzureichen und mich neu auszurichten. Mit einem Gefühl von Aufbruch und Ungewissheit startete ich in das Jahr 2022, in dem ich noch zwölf Wochen bei meinem alten Arbeitgeber hatte. Ich fand schnell eine Stelle als Projektassistentin in Teilzeit, in der nun alles zusammenkommt, was ich seit 2013 bei der FRA UAS und schließlich seit 2016 bei MG Gardner & Gerbracht Consulting GmbH & Co. KG gelernt und weiterentwickelt habe – ich kümmere mich um die Projektorganisation und übernehme Stück für Stück auch Aufgaben im Projektmanagement.

Ich werde virtuelle Assistentin!

Ich habe durch Zufall von der virtuellen Assistenz gehört – und war sofort Feuer und Flamme. Ich finde die Möglichkeit, alles das, was ich bisher gelernt habe, auf selbstständiger Basis anzubieten, einfach wundervoll. Ich habe früh gelernt zu organisieren, Ordnung zu halten, Struktur zu leben und das alles eigenverantwortlich. Ich habe die fachliche Basis mit der Ausbildung geschaffen, kenne mich auf unterschiedlichen Bühnen aus, habe eine schnelle Auffassungsgabe und den Biss, Dinge durchzuziehen, auch wenn es schwierig wird. Ich komme mit wechselnden Umfeldern und Arbeitsgebieten bestens klar. Wollte ich mich ohnehin selbstständig machen, so ist der Beruf der virtuellen Assistentin genau das Richtige für mich!

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