Bloggerin Uli Pauer aus Wien ist Expertin in Sachen Minimalismus. Jüngst hat sie zur Blogparade die Frage aufgeworfen: „Wer bist du ohne deine Dinge?“ Ich fühle mich angesprochen, also gehe ich einmal in mich hinein.
Gehortet wird nicht
Ich bin heute 37 Jahre alt. Während meines Lebens habe ich in 17 Wohnungen gewohnt – meine aktuelle eingeschlossen. Und seit dem zweiten Umzug, als ich sechs Jahre alt war, war ich immer in die Umzüge eingebunden – ich musste meine Sachen packen, Kisten tragen. Und vor allem musste ich: ausmisten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals eines meiner gemalten Bilder an der Wand hing. Das mag an meinen fehlenden künstlerischen Fähigkeiten gelegen haben. Aber es war auch Ausdruck eines essenziellen Grundsatzes meiner Eltern: Gehortet wird nicht.
Als ich nach Berlin zog, tat ich das unter dem Motto: Es zieht sich besser um mit leichtem Gepäck. Ich verkaufte alle Möbel bis auf eine Liege, die ich aus Kindertagen habe, und von der ich mich noch immer nicht trennen kann. Meinen Kleiderschrank habe ich ausgemistet und sage und schreibe drei IKEA-Tüten voll mit Klamotten an eine gemeinnützige Einrichtung gespendet. CDs, DVDs und Bücher hatte ich bereits ein Jahr vorher großzügig ausgemistet und in einer Kiste an der nächsten Straßenecke abgestellt. Meine Küchen waren immer relativ klein, es bot sich also nie die Gelegenheit zum übermäßigen Horten von Küchenutensilien.
Bücher Bücher Bücher
Weil ich das Ausmisten so intensiv verinnerlicht habe, überkommt es mich auch heute noch regelmäßig, dass ich mich durch das Regal in meinem Wohnzimmer arbeite und Dinge ausmiste, die ich loslassen kann. Sämtliche Bücher, CDs und DVDs, sogar Spiele, die ich nicht mehr benötige, gebe ich in meinem Lieblingsladen nicht weit von mir ab. Dort werden die Medien, die gespendet werden, für einen kleinen Betrag weiter verkauft, sodass sie einem zweiten, dritten, vierten Leben zugeführt werden können. Dort versorge ich mich auch regelmäßig mit Büchern, die ich lesen möchte. Tatsächlich kann ich mich von einigen Büchern nicht trennen, aber den Luxus gönne ich mir.
Mit meiner Kleidung verhält es sich so, dass ich gut ausgestattet bin und ich keinen akuten Bedarf an Neuem habe. Wahnsinnig viel Ablagefläche habe ich nicht. Aber auch hier gibt es Stücke, die ich nicht loslassen möchte: Ich habe ein Faible für Hard Rock Café-Shirts und Bandshirts, deren Konzerte ich besuche. Also auch hier wird man keinen Minimalismus antreffen.
Mein Fazit
Was bedeutet das nun für die Frage, was ich ohne meine Dinge bin? Ich sehe es so: Es gibt Dinge, die ausdrücken, wer ich bin. Es gibt sicherlich Dinge, auf die ich verzichten kann. Die werde ich beim nächsten Ausmisten identifizieren und gehen lassen. Aber ein gewisses Maß an Besitz gestehe ich mir zu, weil es in meiner Wohnung das ausdrückt, was mir am wichtigsten ist: Dass ich darin lebe.